Ausgabe Juni 2003

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Laufrad

 

Besuch an der Universität in Bern am 22.04.2003

 

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Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Laufrad - Besuch an der Universität in Bern am 22.04.2003

Außerdem: eine Zusammenfassung der Dissertation von Fr. Dr. Gebhardt

 

Wir wurden freundlicherweise eingeladen in die Universität Bern, Tierspital, Institut für Genetik, Ernährung und Haltung von Haustieren.

Anlass war eine Dissertation, die die Frage klären sollten "Schadet ein Laufrad dem Hamstern oder schadet es ihm nicht". Die Wissenschaftler und Doktorandinnen führen auch andere Untersuchungen am Hamster durch. Das besondere an diesen Untersuchungen ist vor allen Dingen, dass sich die Mitarbeiter auf die Hamster in der Heimtierhaltung beziehen. Viele vorhergehende Untersuchungen wurden für Labortiere gemacht. Wir finden diese Projekte sehr interessant und sind gespannt, was wir in den nächsten 2 Jahren noch erfahren werden. Da wir in Kontakt mit der Uni in Bern stehen, werden wir euch natürlich weiter auf dem Laufenden halten, denn letztendlich sollen die Ergebnisse den Hamstern in der Heimterihaltung helfen, ein artgerechteres Leben zu führen.

Hier sehen wir einen Hamster aus der jetzigen Versuchsreihe. Da die Wissenschaftler einen Raum so gestaltet haben, dass der Tag/Nachtrhythmus umgekehrt wurde, sind die Hamster dort "tagaktiv" weil für sie der Tag zur Nacht gemacht wird.

Hier sehen wir noch eine Hamsterdame, die für die Dissertation Erkenntnisse über Nutzen des Laufrades gebracht hat. Sie ist fast 2 Jahre alt geworden und läuft immer noch eifrig im Laufrad, was erstaunlich ist, da ältere Hamster in der Regel weniger laufen. Das zeigt, dass diese Hamstedame sehr gesund ist und auch keine genetisch verursachten Krankheiten hat.

Auf dem rechten Bild sieht man die Anlage in dem Raum, wo die Hamster untergebracht sind. Hier befinden sich hauptsächlich Goldhamster mit Nachwuchs, der für die nächsten beiden Dissertationen gebraucht wird.

Auf dem linken Bild sieht man einen Käfig, der schon für eins der nächsten Projekte vorbereitet wurde. Es handelt sich um einen Meeschweinchenkäfig in der Größe 156*75cm. Damit der Abstand zwischen den Gitterstäben so klein wird, dass ein Goldhamster nicht hindurchschlüpfen kann, wurde zusätzlich Draht an den Seiten und dem Deckel befestigt. Diese Käfige waren selbst für die Mitarbeiter der Uni in Bern nur noch schwer zu bekommen, die meisten Käfige in den Zoohandlungen sind leider viel kleiner. Wir hoffen, dass nicht zuletzt die Untersuchungen, die durchgeführt werden, etwas an diesem Zustand ändern können.

Hier sehen wir 3 noch recht junge Goldhamster aus einem Hamsternachwuchs, die in den nächsten 2 Jahren weitere Erkenntnisse liefern werden.

Hier sieht man ein in der Dissertation verwendetes Laufrad. Der Durchmesser beträgt 32cm und es ist komplett aus Metall. Fr. Dr. Gebhardt hat uns verraten, dass auch dieses Rad leider nach einer Zeit gequietscht hat, was durch einen Tropfen Öl behoben werden musste. Ansonsten ist es leise. Das Rad ist eine Extra-Anfertigung und ist in der Herstellung sehr teuer. Die Lauffläche ist für die Hamsterfüßchen gut geeignet, es kam zu keinerlei Verletzungen während der Dissertationszeit von etwa 2 Jahren.

Die Art des Laufrades war übrigens ein Tipp von Prof. Dr. Gattermann in der Universität Halle, der die Doktorandin mit Rat bei ihrem Projekt unterstützt hat. An der Uni Bern wurde das Laufrad jedoch noch verbessert, denn in Halle ist die Lauffläche nicht geschlossen sondern aus Gitterstäben. Damit es nicht zu Verletzungen der Beinchen kommt, wurde die Lauffläche von den Herstellern in Bern mit diesem Lochblech gestaltet, es ist also sicherer gemacht worden.

Der Besuch im Tierspital Bern war für uns recht anstregend, da wir eine weite Fahrt auf uns genommen haben. Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Wir wurden dort sehr herzlich begrüßt und Fr. Dr. Gebhardt stellt uns allen Mitarbeitern, die wir trafen als "Die Leute von der Hamsterinfo" vor. Des weiteren haben wir einiges über die zukünftigen Forschungsprojekte erfahren und sind sehr gespannt auf weitere Ergebnisse, die wir vom Tierspital in Bern bekommen werden. Wir hoffen, dass einige Anregungen auch in Zoohandlungen und schließlich auch den Hamsterhalter erreichen werden. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse bezüglich dem Laufrad für Hamster bzw. was von einer Laufradsucht zu halten ist, hat Fr. Dr. Gebhardt freundlicher Weise für uns zusammengestellt.

Wir bedanken uns recht herzlch dafür.

 

Hier die Zusammenfassung der

Ergebnisse in der Laufradforschung von Dr. Sabine Gebhardt:

Hamster im Laufrad

 

SCHADET ODER NÜTZT DAS LAUFRAD DEM GOLDHAMSTER?

Autorin: Dr. Sabine Gebhardt

Fr. Dr. Gebhardt hat uns freundlicher Weise eine Zusammenfassung der Dissertation zur Verfügung gestellt.Sie hat gemeinsam mit Prof. Dr. Steiger diese Dissertation geleitet und betreut.  

 

Am Laufrad scheiden sich die Geister...

Soll man seinem Goldhamster ein Laufrad geben? Kaum ein Hamsterhalter ist neutral, die Frage selber löst Emotionen aus, fast stehen Weltanschauungen hinter dieser Frage. In diesem kurzen Bericht möchte ich als Gegengewicht dazu berichten, was wissenschaftliche Studien zu diesem Thema beitragen können.

 

Am Tierspital der Uni Bern wurde kürzlich eine Dissertation zu diesem Thema abgeschlossen. Zwanzig Goldhamsterweibchen wurden unter standardisierten Bedingungen gehalten (jedes hatte einen eigenen, gleichen Käfig, gleiche Einrichtung wie Häuschen, Zweige, Einstreu etc.). Die Hälfte der Hamster hatte ein Laufrad, die andere Hälfte hatte eine Attrappe (ein festgestelltes Laufrad, in dem man nicht laufen konnte). Die Weibchen wurden wiederholt verpaart und die Jungen wurden gezählt. Ausserdem wurden sie gefilmt und ihr Verhalten ausgewertet. Mittels Computer konnten wir die Laufradumdrehungen aufzeichnen und zählen

(über 10 000 Umdrehungen schafft ein Hamster pro Nacht).

 

Ergebnisse:

1. Die Hamster mit Laufrad laufen nicht mehr kurz vor der Geburt und wenn sie kleine Junge haben. Sie sind also nicht süchtig und laufen nicht, wenn es für sie oder ihre Babys schlecht wäre. Sie haben gleich viele Junge und diese wachsen auch gleich gut, egal ob die Mutter ein Laufrad hat oder nicht.

2. Fast alle Weibchen (egal ob mit oder ohne Laufrad) haben am Gitter genagt. Das wird als Verhaltensstörung angesehen und ist ein Anzeichen, dass die Haltung der Tiere nicht befriedigend ist. Die Hamster, die im Laufrad gelaufen sind, haben aber weniger genagt als die Tiere ohne Laufrad.

 

Was kann der Hamsterhalter aus dieser Dissertation lernen?

Der Goldhamster läuft nur so viel im Laufrad, dass es ihm körperlich nicht schadet. Aber nützt es ihm? Das ist nicht so klar. Zwar haben die Hamster, die gelaufen sind, weniger am Gitter genagt, aber genagt haben sie doch. Das Laufrad darf also kein Freibrief sein für einen kleinen Käfig oder andere schlechte Haltungsbedingungen! Ausserdem muss das Laufrad genügend gross sein und darf nicht zu Verletzungen führen.

 

Wie muss das Laufrad sein?

Dazu gibt es verschiedene Studien, angefangen in den 60er Jahren (nicht alle mit Hamstern, auch mit Mäusen). Mrosovsky und Mitarbeiter fanden heraus, dass Goldhamster viel mehr in grossen Laufrädern (Durchmesser 17.5 cm) als in kleinen Laufrädern (Durchmesser 13 cm) laufen. Ausserdem bevorzugten ihre Hamster als Lauffläche im Rad ein Plastikgitter und nicht Stahlstäbe. Bei Rädern mit Stahlstäben kam es sogar zu Beinverletzungen. Wir geben unseren Hamstern Laufräder mit Lochblech und einem Durchmesser von 30 cm. Diese lassen wir für 180.- SFr. (etwa 120 Euro) pro Rad herstellen.  (Anmerkung von Hamsterinfo: Lesen Sie auch unseren Laufradtest)

Zur Zeit laufen bei uns zwei Dissertationen mit Goldhamstern über die Einstreutiefe im Käfig und welchen Unterschied die Grundfläche des Käfigs auf das Verhalten der Hamster macht. Unser Anliegen ist es, Goldhamsterhaltern Empfehlungen über die Haltungsbedingungen zu machen, die auf wissenschaftlichen Untersuchungen basieren.

 

Weitere Informationen und Kontrakadressen finden Sie auf der Seite: http://www.aramis-research.ch/d/1218.html

Bibliographie:

Mrosovsky, N., P. A. Salmon, et al., 1998 Revolutionary Science: an improved running wheel for hamsters. Chronobiology International 15: 147 - 158

Vonlanthen, E. M. 2003 Einflüsse der Laufradnutzung auf ausgewählte ethologische, morphologische und reproduktionsbiologische Parameter beim Syrischen Goldhamster (Mesocricetus auratus). Dissertation an der Veterinär-medizinische Fakultät, Universität Bern: 152 S.

 

 

Text und Bilder: Karin Weisbrod (Besuch) und Dr. Sabine Gebhardt (Zusammenfassung)

 

Das Hamstermagazin, online, Ausgabe Juni

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