Ausgabe April 2004

Hamsterforschung im Tierspital Bern 2004

 

Besuch an der Universität in Bern am 16. und 17.04.2004

 

Jeden Monat neu!

... zur Hamster Info Hauptseite

Hamster News - Das Magazin Archiv

 

 

Magazinausgaben:

Magazin Archiv

 

Hamsterinfo Newsletter

 
Möchten Sie unseren Newsletter mit aktuellen Informationen rund ums Thema Hamster erhalten?

Hier können Sie sich eintragen.

Erfahrungsberichte und Tipps zur Haltung der verschiedenen Hamsterarten.

 

Berichte von Exkursionen, Ausstellungen und Forschungen mit dem Thema Hamster.

   

 

Alle Inhalte wie Bild und Text unterliegen nach dem Urheberrechtsgesetz (UrhG) der Bundesrepublik Deutschland dem Verfasser. Jegliche Veröffentlichung des Bild- und Textmaterials in Printmedien (Zeitschriften, Bücher, Kopien usw.) oder anderen Internetseiten ist ohne Einverständnis des Verfassers (siehe Impressum) nicht gestattet.

Logo von www.hamsterinfo.de

 

Hamsterforschung an der Universität, im Tierspital Bern 2004

(zur Homepage der Gruppe)

 

Projekt 1: Käfiggröße Verhalten und Raumnutzung bei Goldhamstern (Mesocricetus auratus) bei unterschiedlicher Grundfläche

Projekt 2: Einstreutiefe Verhalten und Raumnutzung bei Goldhamstern (Mesocricetus auratus) bei unterschiedlicher Einstreutiefe (10, 40 und 80 cm)

 

Stadt Bern

Zum zweiten Mal haben wir dem Tierspital in Bern einen Besuch abgestattet. Das letzte Mal war vor fast genau einem Jahr als die Dissertation über die Laufradnutzung von Goldhamstern abgeschlossen wurde. Insbesondere wurden Vermutungen von Laufradsucht widerlegt. Wir berichteten davon in unserem Online Magazin.

Ein tierschutzgerechtes Laufrad für einen Hamster darf keine Verletzungsgefahren bergen und sollte eine Größe von etwa 25 bis 30 cm haben.

Jedoch ist ein tierschutzgerechtes Laufrad niemals ein Ersatz für einen tiergerechten Käfig. Diese Tatsache ist auch den Forschern, Tierärzten und Doktorandinnen am Tierspital in Bern sehr bewusst und wichtig. Aus diesem Grund arbeiten zwei Doktorandinnen seit einem Jahr an zwei sehr interessanten Arbeiten, die - und das ist das besondere an den Forschungen in Bern - besonders für die Heimtierhaltung interessante Ergebnisse liefern sollen und besonders den Tierschutzaspekt in den Vordergrund rücken.

Die Arbeit im Tierspital

1 qm großer Hamsterkäfig

Projekt 1: Käfiggröße

 

Verhalten und Raumnutzung bei Goldhamstern (Mesocricetus auratus) bei unterschiedlicher Grundfläche

 

Fr. Fischer schreibt zur Zeit an einer Arbeit, die Verhaltensweisen von Goldhamstern in verschiedenen Käfiggrößen untersucht.

 

 

Foto: Käfig mit 1m2 Grundfläche

Die Käfiggrößen in diesem Versuch:

 

1800 cm2

2500 cm2

0,5 m2

und 1 m2

 

Es war selbst für die Mitarbeiter der Universität schwierig, Käfige in den großen Größen zu finden. Der größte (1 m2) wurde aus 2 Käfigen (je 0,5 m2) zusammengeschweißt. (siehe Bild oben)

 

Ergebnisse gibt es natürlich erst, wenn alle Beobachtungen und Messergebnisse ausgewertet wurden, das Projekt dauert noch 1 Jahr an. Fr. Fischer konnte uns jedoch schon verraten, dass

in jeder Käfiggröße der Hamster das tiergerechte, 30 cm große Laufrad nutzt. (Obwohl die Tiere bewusst bei der Aufzucht kein Laufrad kennenlernen). Das Laufen im Laufrad hängt wohl eher vom Hamster selbst als von der Käfiggröße ab.

Weiterhin reicht ein Käfig mit großer Grundfläche und ein tierschutzgerechtes Laufrad alleine nicht aus, dass der Hamster das Gitternagen (was eine stereotype Verhaltensweise darstellt) völlig lässt, jedoch kommt das Gitternagen in größeren Käfig weniger oft und weniger extrem vor.

Dies zeigt, dass neben einem großen Käfig auch eine strukturierte Käfigeinrichtung sehr wichtig für den Hamster ist. Natürlich wird dies in diesem Projekt mit Absicht nicht berücksichtigt, weil man ja zunächst verschiedene Verhaltensweisen in den unterschiedlichen Käfiggrundflächen beobachten möchte.

Unter anderem prüfen die Forscher bei beiden Projekten, wie viel Stress die Hamster in den verschiedenen Käfigen erleiden. Fr. Fischer weist darauf hin, dass sie die Einstreu der Hamster immer nur zum Teil (halb) wechselt und erst nach 3 Monaten komplett. Einen sehr interessanten Bericht zum Thema Hamster und Stress finden Sie auf folgender Internetseite: Auswirkungen von Stress auf Goldhamster.

 

 

 

Foto: Ein im "Einstreutiefe-Versuch" verwendeter Käfig mit 40 cm Einstreutiefe. Die Plexiglasscheiben sind normalerweise verdeckt und werden nur für Kontrollen kurzzeitig geöffnet. Der Aufbau besteht aus Acrylglas.

Projekt 2: Einstreutiefe

 

Das zweite Projekt im Tierspital beschäftigt sich mit der Einstreutiefe. Es werden Hamster beobachtet in 10, 40 und 80 cm Einstreu.

 

Interessant für uns und erstaunlich war, dass auch die Hamster mit 80 cm Einstreu sich bis zum Boden eingruben und dort schlafen. Die Hamster in 40 und 80 cm Einstreu kommen jeden Tag etwas später nach oben, was die Beobachtung natürlich erschwert. Die Hamster verbringen viel Zeit in der Streu.

 

Foto: Käfig mit 80 cm (L) und 40 cm (R) hoher Einstreu. Die Seiten der Plexiglaswände werden abgedunkelt um die Tiere nicht zu stören.

Einstreutiefe

Einstreutiefe

Ob diese Form der Haltung für die Heimtierhaltung geeignet ist, kann man noch nicht sagen, denn wenn einer der Hamster aus dem Käfig mit 40 oder 80 cm Streu einmal für Untersuchungen auf die Hand genommen wird, schreit dieser. Es könnte also sein, dass dies für die Hamster in tiefer Streu mehr Stress bedeutet als für die anderen, Ergebnisse dieser Studie gibt es auch jetzt noch nicht, auch dieses Projekt dauert noch ein Jahr an.

 

INFOBOX Einstreu

 

Es wurde nicht die Gesamtfläche der Käfige mit Einstreu gefüllt, sondern nur die Ränder. In der Mitte ist Plexiglas. Das hat 2 Vorteile: Zum einen braucht man weniger Streu und zum anderen kann man den Hamster besser beobachten.

Weiterhin funktioniert diese Konstruktion nicht mit jeder Streu. In der Uni Bern wird das Streu von Landi verwendet.

Wie sieht der optimale Käfig für Hamster aus?

 

Eine 100%ige Antwort auf diese Frage gibt es leider nicht. Allerdings zeigt ein Nagen an den Gitterstäben (= stereotype Verhaltensweise) oder auch ein ständiges Buddeln an einer Stelle ohne weiterzukommen (wurde bei Rennmäusen als stereotype Verhaltensweise beobachtet, sieht man auch manchmal bei (Zwerg)Hamstern in Zoohandlungen), dass der Käfig dem Hamster, der ihn bewohnt, nicht ausreicht. Verhindern oder auch ganz vermeiden kann man ein solches Gitternagen durch:

 

Einen Käfig mit großer Grundfläche (laut Schweizer Tierschutz zur Zeit 100x33 cm Mindestgröße),

Zwischenböden aus Holz, einem tierschutzgerechtem Laufrad (besuchen Sie auch unseren Laufradtest) und einer strukturierten Einrichtung des Käfigs (durch Äste, verschiedene Höhlen, mehreren Häuschen oder anderen Versteckmöglichkeiten aus Holz, Kork, Keramik u.ä.), die Einstreu sollte die Käfigschale möglichst ausfüllen.

Einstreutiefe

Einstreutiefe

Wer seinem Hamster eine möglichst naturgetreue Einrichtung geben möchte, sollte daran denken, dass ein Hamster wühlen, laufen, sich verstecken und einen Überblick über seine Situation haben möchte.

 

INFOBOX stereotype Verhaltensweisen

 

Ganz wichtig ist, dass der Hamster von Anfang an einen möglichst tiergerecht eingerichteten Käfig bekommt. Wenn ein Hamster erst einmal eine stereotype Verhaltensweise entwickelt hat (oft: Gitternagen) so behält er laut Aussage von Fr. Dr. Gebhardt dieses Verhalten auch in einem größeren und besser eingerichteten Käfig meist bei.

Weitere Infos zur Arbeit: Verhalten und Raumnutzung bei Goldhamstern (Mesocricetus auratus) bei unterschiedlicher Grundfläche

 

 

Autorin: Karin Weisbrod

 

Das Hamstermagazin, online, Ausgabe April 2004

www.hamsterinfo.de